Wer sich als Dienstleister selbständig machen will, hat in der Regel keine oder nur geringe Gründungskosten. Wie Startups ihr Business häufig ohne auch nur einen Euro Fremdkapital skalieren, liest du hier.
Ein zentrales und mit hohem Aufwand verbundenes Thema bei der Gründung ist die Finanzierung. Nun stellt sich heraus, dass viele Unternehmensgründer den Gang zu Investoren, Banken oder staatlichen Stellen meiden: Acht von zehn Befragten haben primär eigene Ersparnisse zur Finanzierung ihres Unternehmens genutzt.
Mit weitem Abstand folgen andere Kapitalquellen: 39 Prozent nutzen die Innenfinanzierung mit beispielsweise operativem Cashflow – das Start-up nutzt also seine Einnahmen, um Rechnungen zu bezahlen. Unter den digitalen Dienstleistern verwendet jeder Zweite diese Option.
Diese Insights gehen aus der Studie „Gründungsklima in Deutschland“ im Auftrag von Baulig Consulting hervor, für die 300 Gründerinnen und Gründer befragt wurden, die in den vergangenen fünf Jahren ein Unternehmen gegründet haben.
Finanzierungsquellen unterscheiden sich je nach Branche
32 Prozent der Befragten haben ein Bankdarlehen und 26 Prozent einen Kredit einer Förderbank wie etwa der KfW in Anspruch genommen. Staatliche Fördermittel haben 22 Prozent genehmigt bekommen. 16 Prozent konnten sich Geld von Familie und Freunden leihen. Inkubatoren oder Business Angels spielen kaum eine Rolle.
Zwischen den Branchen bestehen teilweise große Unterschiede in der Finanzierung: Im Handel kommen beispielsweise verstärkt Familie und Freunde zum Zuge – 31 Prozent der Online-Händler und 27 Prozent der stationären Händler kommen so an ihr Geld.
Bei digitalen Geschäftsmodellen spielen staatliche Fördermittel (30 Prozent) und Business Angels (7 Prozent) eine größere Rolle als bei stationärem Handel (23 und 3 Prozent).
Online-Dienstleister sind meist nicht auf Fremdkapital angewiesen
Für viele Startups im Online-Bereich gilt dennoch: Der Weg zur Gründung führt von der nebenberuflichen Selbstständigkeit über das Einzelunternehmen zur eigenen Gesellschaft.
Wer mit einem digitalen Geschäftsmodell gründet, hat in der Regel keine oder nur geringe Gründungskosten. Die Frage nach der Finanzierung stellt sich meist erst, wenn neu gegründete Unternehmen kritische Wachstumsphasen erreichen – oft auch nie.
Wer seine KPIs im Blick hat, kann verlässlich planen
Für viele Gründer ist der Wunsch nach Unabhängigkeit der treibende Faktor in die Selbstständigkeit. Dieser Anspruch wird auch bei der Finanzierungsfrage deutlich. Wer langfristig auf externe Finanzierungsquellen verzichten will, muss seine Zahlen genau im Blick haben.
Mit vorausschauender Planung können Unternehmen kritische Wachstumsphasen auch ohne Fremdkapital meistern. Umsatz und Cashflow lassen sich bei digitalen Unternehmungen in Echtzeit messen. Das erleichtert die Finanzplanung enorm.
Je mehr Unternehmensprozesse vollständig digital ablaufen, desto genauer lassen sich anhand von Daten fundierte Entscheidungen treffen.
Über die Studie
Für die Studie „Gründungsklima in Deutschland“ wurden im Auftrag von Baulig Consulting bundesweit 300 Personen befragt, die in den vergangenen fünf Jahren ein gewerbesteuerpflichtiges Unternehmen gegründet haben. Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) hat die Umfrage im Januar und Februar 2022 telefonisch durchgeführt.