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Über den Autor:

Andreas Baulig

Leitender Coach, Berater, Autor & Speaker

Andreas Baulig ist Gründer der Baulig Consulting GmbH, einer TÜV-zertifizierten mittelständischen Unternehmensberatung aus Koblenz, die sich an Agenturen, Coaches und Dienstleister richtet.

27.4.22

Agentur gründen in 10 Schritten - der umfassende Guide zum Aufbau Deiner eigenen Firma

Agenturen, die Beratungen und Dienstleistungen anbieten, sprießen zurzeit aus dem Boden. Noch nie war die Nachfrage nach den typischen Leistungen von Agenturen so gefragt wie in unserer schnelllebigen und vom Internet geprägten Welt.

App Entwicklung, Branding, Online Marketing oder Full Service Dienstleistungen - diese und weitere Begriffe prägen eine neue Art von Geschäftsmodellen, die sich in den vergangenen Jahren etabliert haben.

Viele Agenturgründungen scheitern jedoch langfristig an mangelndem Business-Fachwissen und Know-How. Genau hier setzt dieser Ratgeber an. In den folgenden Abschnitten möchten wir Dir einen kompakten und fundierten Überblick über die wichtigsten Schritte geben.

Mit diesen gelingt es Dir, Deine eigene Agentur zu gründen und Deine Firma so aufzubauen, dass sie langfristig erfolgreich ist.

Wir erklären Dir, wie Du Dir die besten Voraussetzungen zum Agentur gründen schaffst, wie Du Dein Geschäftsmodell richtig positionierst und wie ein guter Businessplan gelingt. Außerdem geben wir Dir einen Einblick in die Thematik der Finanzen und der Kapitalbildung.

Wir wissen, dass Deine Zeit knapp ist und möchten es Dir ersparen, auf verschiedenen Quellen recherchieren zu müssen, um alle nötigen Informationen rund um die Agenturgründung zu sammeln.

Daher bietet Dir der Beitrag "Agentur gründen - der umfassende Guide zum Aufbau Deiner eigenen Firma!" einen umfangreiches Wissensschatz von der Vorstellung verschiedener Geschäftsmodelle bis hin zu ganz praktischen Fragestellungen zur Rechtsform und der Agenturanmeldung.

Gemeinsam beginnen wir mit den Basics und arbeiten uns Stück für Stück detaillierter in die Materie. Nach der Lektüre dieses Beitrags wirst Du in der Lage sein, Deine eigene Agentur zu gründen und damit voll durchzustarten. Lass uns keine Zeit verlieren und direkt starten!

Agentur - was ist das eigentlich?

Was ist eine Agentur? Die Frage lässt sich pauschal gar nicht so einfach beantworten, schließlich fallen unterschiedlichste Geschäftsmodelle und Unternehmensstrukturen unter den Begriff der Agentur. Ganz allgemein kann man festhalten, dass eine Agentur immer dafür bezahlt wird, die Interessen einer bestimmten Personengruppe, den Auftraggebern, zu verfolgen und ihnen beim Erreichen ihrer Ziele zu helfen.

Dies kann durch eine fachkundige Beratung zu Themen wie Finanzplanung und Innovationsmanagement, aber auch durch die Ausführung von Dienstleistungen wie der Entwicklung einer App oder der Durchführung einer Social Media Kampagne passieren.

Nachrichtenagenturen, Modelagenturen, Agenturen für Onlinemarketing - all das sind unterschiedlichste Arten von Unternehmen, die sich alle selbst als Agentur bezeichnen. Doch auch, wenn sich ihre Arbeitsweisen und Zielgruppen deutlich voneinander unterscheiden, haben sie doch einige Gemeinsamkeiten.

Sie alle bieten spezielle Dienstleistungen an, übernehmen organisatorische sowie ausführende Tätigkeiten und ergänzen die Kompetenzen ihrer Kunden - ob Unternehmen oder Privatpersonen - mit ihrem spezialisierten Know-How.

Das Angebot einer Agentur kann entweder auf eine spezielle Zielgruppe zugeschnitten sein, beispielsweise im Falle einer Modelagentur, oder aber branchenübergreifende Relevanz haben, etwa bei einer Werbeagentur. Dies sind weitere Beispiele für Agenturen, die Kunden aus den verschiedensten Branchen betreuen und unterstützen:

Rein rechtlich gesehen, geht eine Agentur immer einer vertretenden oder vermittelnden Tätigkeit nach. Sie wird also dafür bezahlt, die Interessen ihres Kunden zu vertreten oder zwei Parteien zusammenzubringen.

Der Hype um Agenturen geht sogar so weit, dass sich staatliche und öffentliche Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit in den 2000er Jahren umbenannt haben. Grund hierfür ist, dass die Bezeichnung "Agentur" moderner, positiver und einladender klingt als beispielsweise "Amt" oder "Anstalt".

In den folgenden Abschnitten soll es jedoch um die rein wirtschaftlich orientierte Agentur gehen, sprich alle Geschäftsmodelle von der Eventagentur bis zur Designagentur.

Die häufigsten Agentur-Typen
Abbildung: Die häufigsten Agentur-Typen

Schritt 1: Schaffe die optimalen Voraussetzungen zum Agentur gründen

Die gute und gleichzeitig schlechte Nachricht vorweg: Theoretisch kann jeder eine Agentur gründen. Du benötigst weder einen bestimmten Schulabschluss noch eine vorangegangene akademische oder berufliche Ausbildung, um eine Agentur zu gründen. 

Das ist einerseits vorteilhaft, da die Schwelle für die Gründung der Agentur besonders niedrig ist und auch Quereinsteiger eine Chance haben. Andererseits erhöht sich dadurch auch die Konkurrenz innerhalb der Dienstleistungsbranche, sodass Du Dich gegen zahlreiche Wettbewerber um die besten Aufträge durchsetzen musst. Doch, wenn eine bestimmte Vorbildung für die Gründung einer Agentur nicht notwendig ist, was sind dann die Voraussetzungen? Berufserfahrung und Branchenwissen sind von elementarer Bedeutung, wenn Du eine Agentur langfristig erfolgreich aufbauen möchtest. 

Dieses spezielle Fachwissen erlangst Du in aller Regel nicht durch eine klassische Ausbildung oder ein Studium, sondern durch das Arbeiten in der Branche ganz nach dem Motto "Learning by doing". Du musst die Mechanismen Deiner Branche, sei es Marketing, Events oder Medien, verstehen, um Dich als neu gegründete Agentur gegenüber Deines Mitbewerbs profilieren zu können.

Viele Agenturgründer haben über einen längeren Zeitraum bereits als Freiberufler und Solo-Selbstständige in der jeweiligen Branche gearbeitet. Dabei haben sie nicht nur eine besondere, praktisch orientierte Expertise, sondern verfügen auch über ein Netzwerk aus zufriedenen Kunden sowie Geschäftspartnern. In vielen Fällen hatten sie durch ihre freiberufliche Arbeit bereits in einem Freelance-Kontext Kontakt zu Agenturen und sind mit den internen Abläufen einer Agentur bestens vertraut. 

Doch falls Du diesen ausgeprägten beruflichen Hintergrund nicht mitbringst, ist das kein Grund zur Sorge. Wenig Vorwissen soll Dich nicht hindern, eine Agentur zu gründen. Wenn Du Deine Agentur gemeinsam mit einem starken Team gründest, kannst Du Deine eigenen Stärken nutzen und Deine Schwächen, beispielsweise eine mangelnde Berufserfahrung, durch die Kompetenz Deiner Mitgründer kompensieren.

Vieles rund um die Gründung und Führung einer Agentur wirst Du ohnehin erst mit der Zeit durch das Machen lernen. Optimaler Weise stellst du Freelancer ein, die bereits über den ein oder anderen Kunden verfügen und dieses dann mitbringen.

Die formalen Voraussetzungen der Gründung einer Agentur sind ebenfalls überschaubar. Zertifikate wie eine klassische Betriebsgenehmigung benötigst Du nicht, sondern lediglich den sogenannten Gewerbeschein. Diesen erhältst Du nach der Gewerbeanmeldung vom dafür zuständigen Gewerbeamt gegen eine geringe Gebühr. Hast Du Dein Gewerbe angemeldet, werden sowohl das Finanzamt als auch die für Dich zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) über Deine Gründung automatisch informiert.

Dies geschieht über das Gewerbeamt, sodass Du in diesem Fall erst einmal nichts tun musst. Nach einigen Wochen erhältst Du vom Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, in welchem Du detaillierte Angaben zu Deiner Gründung, deinen Leistungen und Deinen geschätzten Einnahmen machen musst. Auch Aspekte wie die Rechtsform Deiner Gründung werden hier abgefragt. Doch keine Panik, auf diese Dinge gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer ein.

Nicht zuletzt bedarf es zur Gründung einer Agentur auch einer Reihe an Soft Skills. Hierzu zählen beispielsweise eine ausgeprägte Kommunikations- und Teamfähigkeit. Wenn Du beispielsweise eine Werbeagentur gründen möchtest, ist es von essentieller Bedeutung, dass Du die von Deiner Agentur entwickelten Werbekonzepte auch an den Mann bringen kannst.

Um ein guter Agenturgründer zu werden, musst Du also auch das Argumentieren, Überzeugen und Verkaufen lernen. Ähnliches gilt für beinahe alle Arten von Agenturen - ganz egal, ob Du eine PR Agentur oder eine Social Media Agentur gründen möchtest.

Darüber hinaus sind auch persönliche Fähigkeiten wie Durchhaltevermögen und Disziplin wichtig, um mit Deiner selbst gegründeten Agentur erfolgreich zu sein. Dies gilt branchenübergreifend für jede Gründung, ist jedoch beim Agentur Gründen besonders wichtig, da auf dem Markt viel Konkurrenz herrscht und der Wettbewerb auch niemals schläft.

Merke: Formal gibt es keine Anforderungen in Form von Zertifikaten oder Abschlüssen, jedoch sind eine brancheninterne Expertise, Berufserfahrung und soziale Fähigkeiten von essentieller Bedeutung für die Agenturgründung.

Schritt 2: Das passende Geschäftsmodell für Deine Agentur

Die vermutlich wichtigste Frage, die Du Dir stellen solltest, wenn Du eine Agentur gründen möchtest, ist die Frage nach dem richtigen Geschäftsmodell.

Wie bereits erwähnt, kann eine Agentur unterschiedlichste Zielgruppen und Branchen adressieren und eine breite Palette an Dienstleistungen anbieten. Natürlich gibt es auch Full Service Agenturen. Diese decken umfangreiche Dienstleistungen, beispielsweise im Bereich Marketing, ab. Solche Agenturen sind jedoch meist sehr groß und beschäftigen eine Vielzahl an Mitarbeitern, welche alle benötigten Kompetenzen erfüllen.

Wenn Du jedoch erst einmal klein anfangen möchtest, macht es Sinn, Dich auf eine bestimmte Nische zu spezialisieren und Dein Dienstleistungsportfolio auszuweiten, sobald Deine Agentur wächst. Gehe bei der Festlegung Deines Angebots davon aus, welche Fähigkeiten Du im Speziellen mitbringst. Diese kannst Du gewinnbringend für die Interessen eines Kunden, in den meisten Fällen ein Unternehmen, einsetzen. Wichtig ist, dass Du Dein Unternehmen so aufbaust, dass Du Fließbandprozesse implementieren kannst. Warum Fließbandprozesse wichtig sind, erfährst Du in diesem Video.

Schritt 3: Dein Angebot - welche Leistungen kann Deine Agentur anbieten?

Grundsätzlich wird zwischen Beratungs- und Dienstleistungsagenturen unterschieden. Beratende Agenturen unterstützen ihre Kunden dabei, sein eigenes Geschäftsmodell zu optimieren. Während beratende Agenturen ihr Wissen einsetzen, um Strategien für ihre Kunden zu entwickeln, werden Dienstleistungsagenturen auch praktisch tätig. Sie rufen Werbekampagnen ins Leben, managen Social Media Accounts und erstellen Websites für ihre Kunden.

Nicht selten bieten Dienstleistungsagenturen auch Beratungen an, wobei ein fließender Übergang zwischen beiden Leistungen besteht. Die Strategieentwicklung findet in diesem Fall häufig in enger Kooperation mit dem Kunden statt und wird durch besondere, praxisorientierte Formate wie beispielsweise Workshops unterstützt.

Wie bereits erwähnt, gibt es Agenturen für alle möglichen Beratungs- und Dienstleistungen. Bei genauerem Hinsehen wird schnell deutlich, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Agenturtypen fließend sind. Häufig werden auch verschiedene Agenturtypen in einem Oberbegriff gesammelt. So ist beispielsweise keine Werbeagentur wie die andere.

Während eine im Print-Bereich spezialisiert ist, bedient eine andere nur eine bestimmte Branche und wiederum eine andere setzt ausschließlich Social Media Kampagnen auf. Die folgende Liste, welche keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, gibt dir einen Eindruck, welche Arten von Agenturen es gibt:

Damit Du eine genauere Vorstellung von den einzelnen Agenturarten bekommst, möchten wir Dir die wichtigsten Agenturtypen einmal kurz vorstellen. Die klassischste aller Agenturen ist mit Sicherheit die Werbeagentur, welche sich wiederum aus einer Vielzahl von spezifischen Agenturtypen zusammensetzt.

So agieren PR Agenturen an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Zielgruppe, indem sie Kommunikationskonzepte in den verschiedensten Medien entwickeln und realisieren. Ob eine umfassende Medienberatung, das Verfassen von Pressemitteilungen und Anschreiben oder die Organisation von Pressekonferenzen - eine gute PR Agentur ist hierin Experte.

An der selben Schnittstelle arbeiten Branding Agenturen, welche die Identität von Marken gestalten und Wiedererkennungswerte sowie positive Assoziationen schaffen. Eine entscheidende Rolle nehmen hierbei das Logo, die Farbauswahl, die Bildwelt und der Webauftritt ein.

Eine Agentur für Onlinemarketing hat sich auf das Internet als Tool zur Skalierung von Unternehmen spezialisiert. Sie kümmert sich darum, den Kunden richtig im Internet zu positionieren und mehr Reichweite für seine Produkte oder Dienstleistungen zu generieren.

In Kombination mit einer umfassenden Leistungsmessung entwickelt eine Performance Marketing Agentur datenbasierte Marketingstrategien. Unternehmen beauftragen sie, um effiziente Kampagnen durchzuführen und auf diese Weise die Neukundengewinnung sowie die Kundenbindung zu verbessern.

Die vermutlich jüngste der großen Agenturtypen im Bereich Marketing ist die Social Media Agentur, welche ihre Klienten gewinnbringend in den sozialen Netzwerken positioniert. Die Strategien enthalten beispielsweise aktives Influencer Marketing, um die Attraktivität der angebotenen Produkte und Dienstleistungen zu steigern.

Im digitalen Bereich sind App Agenturen derzeit auf dem Vormarsch. Mithilfe von verschiedenen Tools und Programmiersprachen entwickeln sie Applikationen für mobile Endgeräte, wobei zwischen nativen Apps für ein bestimmtes Betriebssystem sowie plattformübergreifenden Web Apps unterschieden wird.

Der Klassiker unter den digitalen Agenturen ist hingegen die E-Commerce Agentur, deren Kernkompetenz im Aufbau von Online Shops besteht. Mit durchdachten Designs, einer intuitiven Struktur und Navigation sowie einer suchmaschinenoptimierten Website bringen sie die Produkte ihrer Kunden auf den digitalen Markt. Häufig nehmen Kunden von E-Commerce Agenturen auch Unterstützung in Sachen Online Marketing in Anspruch. 

Eine besondere Art von Agenturen, die SEA und SEO Agenturen, haben sich auf die Nutzung und Optimierung von Suchmaschinen spezialisiert. SEA, was Search Engine Advertising bedeutet, ist der Fachbegriff für Suchmaschinenwerbung, welche potentielle Kunden von dem Angebot des Kunden überzeugen soll. Bei der bewährten und effektiven Online Marketing Strategie dreht sich vieles um die Optimierung im Bezug auf bestimmte Keywords.

Ähnlich funktioniert die Suchmaschinenoptimierung, welche durch SEO Agenturen professionell betrieben wird. Sie werden dafür bezahlt, die Sichtbarkeit der Online Präsenz des Kunden in den bekanntesten Online Suchmaschinen zu verbessern - sprich um höhere Rankings in der Liste der Suchergebnisse zu erzielen. Die Kombination aus SEA und SEO Agentur wird als SEM Agentur bezeichnet.

Einen großen Stellenwert nehmen in unserer digitalen, von Bildern geprägten Gesellschaft auch audiovisuelle Medien, also Filme und Videos ein. Durch die Zusammenarbeit mit einer Video- und Filmagentur gelingt es Unternehmen, ihr Angebot effektiv zu kommunizieren. Die Bandbreite reicht dabei von klassischen Werbespots über Imagefilme bis hin zu erklärenden Videos.

Die kompletteste aller Agenturtypen ist die Full Service Agentur, welche über einen generalistischen Ansatz verfügt und verschiedenste artverwandte Dienstleistungen anbietet. Von Content über Design bis Marketing liefert sie Lösungen aus einer Hand und wird vor allem für ihre schnellen Kommunikationswege mit wenigen Abstimmungsproblemen von ihren zufriedenen Kunden geschätzt.

Kernaufgaben unterschiedlicher Agenturen
Abbildung: Kernaufgaben unterschiedlicher Agenturen

Vielleicht ist Dir auch aufgefallen, dass es zwischen den einzelnen Agenturmodellen mehr oder weniger starke Überschneidungen gibt. In der Realwirtschaft agieren Agenturen häufig auch themenübergreifend. Sie decken mehrere Bereiche, beispielsweise das Design von Printmedien, audiovisuellen Medien und Websites, ab. Dadurch ist eine klare Abgrenzung der verschiedenen Agenturarten voneinander kaum möglich.

Darüber hinaus ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass all diese Agenturbezeichnungen nicht rechtlich geschützt sind. Ebenso wie Du als Agenturgründer keine Zulassung in Form eines Abschlusses benötigst, kannst Du auch Deine Agenturbezeichnung frei auswählen. Aus diesem Grund ist auch nicht jede Agentur, die sich beispielsweise als Werbeagentur bezeichnet, eine Werbeagentur im klassischen Sinne.

Schritt 4: Marktnische und Preisgestaltung - Deine Agentur richtig positionieren

Selbstverständlich musst Du Dich bei der Wahl Deines Geschäftsmodells nicht zwangsläufig für eines der genannten Agenturformate entscheiden. Vielleicht ergibt sich durch die Kombination zweier Bereiche ein gefragtes Crossover. Oder Du spezialisiert Dich auf einen Agenturtypus in Kombination mit einer bestimmten Branche, mit der Du bereits vertraut bist.

Es gibt zahlreiche Wege, um zu einem ansprechenden Geschäftsmodell, das für potentielle Kunden interessant ist, zu kommen. Überlege, worin der USP (Unique Selling Point) Deines Geschäftsmodells im Vergleich zum Wettbewerb liegen könnte und von welchen Deiner Dienstleistungen andere Unternehmen, also Deine potentiellen Kunden, profitieren könnten.

Doch wie gelingt es, ein individuelles Geschäftsmodell zu entwickeln, das potentiellen Kunden echte Mehrwerte bietet? Wie bereits erwähnt, macht es vor allem im Anfangsstadium der Agenturgründung Sinn, sich auf eine Kernkompetenz oder eine Marktnische zu fokussieren. Dabei kannst du mit der groben Auswahl eines Agenturtypus beginnen und anschließend immer weiter ins Detail gehen.

Bei der Entscheidungsfindung hilft es, sich die richtigen Fragen zu stellen. Wo liegen meine größten Kompetenzen? Wie kann ich diese in das Kerngeschäft einer Agentur überführen? Welche Zielgruppe könnte meine Agentur-Dienstleistung benötigen? Und welche Bedürfnisse hat diese Zielgruppe, welche Anforderungen stellt sie an eine gute Agentur? Wie Du die passende Nische finden kannst, erfährst du in diesem Video.

Ist das Geschäftsmodell samt USP definiert, musst Du Dich und Deine Agentur richtig auf dem Markt positionieren. Die Positionierung beginnt bei der umfassenden Analyse des Wettbewerbs. Welche Merkmale kannst Du bei Konkurrenten, die sich in Deinem Bereich auf dem Markt befinden, ausmachen und wie sieht die Wahrnehmung der Kunden im Bezug auf diese Agenturen aus? Davon ausgehend kannst Du eine Nische finden, die noch von zu wenigen Agenturen abgedeckt wird. Idealerweise deckt sich dieser Bedarf auf dem Markt mit den in Deinem Team vorhandenen Kompetenzen.

Wichtig zur Positionierung der frisch gegründeten Agentur auf dem Markt ist auch die Kommunikation der Marktnische an die Zielgruppe. Erwecke das Interesse Deiner potentiellen Kunden. Sprich ihre Bedürfnisse an und erzeuge Emotionen erzeugst, sodass sie Deine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen!

Eine angemessene Preisgestaltung bildet neben der richtigen Positionierung die zweite wichtige Säule eines guten Geschäftsmodells.

Als Agentur rechnest Du Deine Leistungen üblicherweise auf Stundenbasis oder in Form von Tagessätzen ab. Grundsätzlich kannst Du die Preise je nach Erfahrung und Referenzen, aber auch aufgrund einer besonderen, seltenen Spezialisierung, höher ansetzen.

Auch als frisch gegründete Agentur kannst Du ein mittleres Preisniveau anbieten, schließlich solltest Du Dich und Deine Dienstleistungen keineswegs unter Wert verkaufen. Zu niedrige Preise lassen beim potentiellen Kunden Zweifel an der Qualität der Arbeit aufkommen und das Vertrauen in die Agenturleistungen schwinden. Informiere Dich daher genau, in welchen Preiskategorien vergleichbare Agenturen aus Deiner Nische ihre Dienstleistungen anbieten.

Neben der Analyse des Wettbewerbs und seiner Preispolitik sollten sich die Preise für Deine Agenturleistungen auch nach den fixen und laufenden Betriebsausgaben ergeben. Der sich daraus ergebende Umsatz sollte nicht nur ausreichen, um die Kosten zu decken und einen gewissen Gewinn zu erwirtschaften. Er sollte auch dazu dienen, ausreichend finanzielle Rücklagen zu bilden. Darauf, wie Du Deine Kosten im Detail festhältst und Deine Preise am besten gestaltest, gehen wir in den Kapiteln zu den Themen Businessplan sowie Kosten noch einmal genauer ein.

Merke: Um eine Agentur erfolgreich zu gründen, musst Du ein passendes Geschäftsmodell entwickeln, welches beratende Leistungen oder Serviceleistungen umfasst und sich inhaltlich sowie preislich klar auf dem Markt positioniert.

Vom Geschäftsmodell zur Preisgestaltung
Abbildung: Vom Geschäftsmodell zur Preisgestaltung

Schritt 5: Der Businessplan - Dein Wegweiser für eine erfolgreiche Gründung

Wenn Du ein Unternehmen wie beispielsweise eine Agentur gründen willst, solltest Du detailliert planen, welche Ziele Du in der nächsten Zeit mit Deiner Gründung erreichen möchtest und auf welchem Stand Dein Unternehmen zu verschiedenen Zeitpunkten sein soll. Und auch ganz allgemein solltest Du Dir im Klaren darüber sein, worin genau Dein Geschäftsmodell besteht und welche Kompetenzen oder Leistungen Dein Angebot von dem Deiner Mitbewerber unterscheidet. Im Idealfall solltest Du all diese Dinge strukturieren und anschließend schriftlich festhalten.

Die Positionierung Deines Geschäftsmodells, die Formulierung von Zielen und die zeitliche Einordnung in Etappen gelingt am besten in Form eines Businessplans. Hier geht es zur umfassenden Anleitung Businessplan erstellen: in 11 Schritten zum perfekten Ergebnis.

Der Businessplan hat dabei mehrere Funktionen. Zum Einen hilft er Dir beim Agentur gründen extrem, da er Dir einen geeigneten Rahmen für all Deine unternehmerischen Aktivitäten gibt und Dich beim Unternehmensaufbau unterstützt. Auch lange Zeit nach der Gründung kannst Du Dich an den im Businessplan gesteckten Zielen orientieren - oder sie bei Bedarf auch ändern oder verwerfen.

All das ist ausdrücklich erlaubt, schließlich ist die Businesswelt gerade in der Online Branche sehr schnelllebig. Niemand kann mit vollständiger Sicherheit voraussagen, wie die Marktsituation in mehreren Jahren aussieht und welche Position Deine Agentur darin einnehmen kann.

Falls Du für Deine Agenturgründung externes Kapital benötigst und Kreditinstitute, Investoren oder potentielle Geschäftspartner für Deine Geschäftsidee begeistern möchtest, ist ein guter Businessplan ebenfalls Gold wert. Auf das Thema Finanzen und Kapitalplanung gehen wir jedoch zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Ratgeber noch detaillierter ein.

Es gibt es kein festgelegtes Rezept, wie der Businessplan für eine neu gegründete Agentur aussehen muss. Allerdings gibt es einige Anhaltspunkte für die Strukturierung und Gliederung des Dokumentes. Die meisten Businesspläne erfolgreicher Agenturen bestehen aus vier Teilen.

Die ersten Seiten nimmt das Executive Summary ein, welches die Inhalte des Businessplans zusammenfasst. Hier hältst Du einen groben Überblick Deiner Geschäftsidee fest und fasst den Zeitplan zusammen, an den Du Dich beim Agentur gründen halten willst. Die wichtigsten Eckdaten zum geplanten Umsatz und Gewinn sowie die Bezifferung des verfügbaren und benötigten Kapitals sind ebenfalls Bestandteil der Zusammenfassung.

Im zweiten Teil Deines Businessplans widmest Du Dich Deiner Geschäftsidee. Du beschreibst möglichst konkret und detailliert, welche Zielgruppe Deine Agentur ansprechen soll und welche Beratungs- und Dienstleistungen sie dieser Zielgruppe anbieten wird. Definiere den Unique Selling Point (USP) Deiner Dienstleistung, also das entscheidende Merkmal, welches Deine Agentur von Deinen Mitbewerbern unterscheidet. Daraus kannst Du dann Rückschlüsse ziehen, welche Kompetenzen und Fähigkeiten Du zur Umsetzung Deines Businessplans noch an Bord holen musst.

Bringst Du bereits alle Fähigkeiten mit, um Deinen zukünftigen Kunden ein angemessenes Servicepaket bieten zu können oder bedarf es noch weiteren Teammitgliedern? Zum Thema Kompetenzen und Personal gehen wir ebenfalls noch zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Ratgeber ein.

Den dritten Teil eines jeden Businessplans bildet der Finanzplan, in dem Du die Finanzen der ersten Quartale ab der Agenturgründung hypothetisch einschätzt. Die realistische Planung der Finanzen ist ein wichtiger Aspekt, wenn Du eine langfristig erfolgreiche Agentur gründen möchtest. Doch nicht nur für Dich ist der Finanzplan ein wichtiges Tool, um die Rentabilität Deiner Agentur einzuschätzen. Auch für mögliche Kapitalgeber ist der Finanzplan neben der Geschäftsidee ein entscheidender Faktor für die Entscheidung für oder gegen eine Kooperation.

Im vierten und letzten Teil des Businessplans hängst Du wichtige Dokumente wie einen Lebenslauf in Tabellenform, Vertragsentwürfe und weiterführendes Informationsmaterial an.

Der Businessplan ist Dein Türöffner für inhaltliche sowie finanzielle Unterstützung, schließlich kannst Du mit ihm Deine Geschäftsidee bestmöglich kommunizieren und mit Dritten in Kontakt treten. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Plan mit einer klaren Gliederung sowie einem detaillierten Inhaltsverzeichnis zu achten.

Das erleichtert nicht nur externen Lesern Deines Businessplans die Arbeit, sondern hilft auch Dir weiter, wenn Du Dir Deinen Businessplan einige Zeit später wieder anschaust. Auf diese Weise kannst Du Deinen Fortschritt stets im Auge behalten.

In den Textpassagen solltest Du die Inhalte stets auf den Punkt bringen und eine simple, aber dennoch professionelle Sprache verwenden, die nicht zu viel technisches Wissen voraussetzt. Dies ist gerade dann von großer Relevanz, wenn Du eine App- oder Werbeagentur gründen möchtest. Aufgelockert wird der Businessplan durch den zielgerichteten Einsatz von Tabellen und Grafiken, die Dein Vorhaben anschaulich erklären.

Merke: Ein guter Businessplan hilft Dir, das Geschäftsmodell Deiner Agentur auf das Papier zu bringen und die Entwicklung Deines Unternehmens über die Zeit vor allem finanziell optimal zu planen.

Skalieren mit System Banner

Schritt 6: Von Einzelunternehmen bis GmbH - die Rechtsform für Deine Agentur

Wenn Du eine Agentur gründen möchtest, musst Du Dich zwangsläufig für eine geeignete Rechtsform entscheiden. Auch wenn eine Agentur praktisch jede Rechtsform annehmen kann, haben sich die vier Rechtsformen GmbH, UG, Einzelunternehmen und GbR in der Agenturszene etabliert. Diese haben sich für Gründer als besonders günstig erwiesen.

Die einzelnen Rechtsformen unterscheiden sich in erster Linie aus steuerlicher Sicht. Aus diesem Grund sollte die Entscheidung für eine bestimmte Rechtsform stets vor dem Hintergrund der finanziellen Planung erfolgen.

Die simpelste Rechtsform, die bei der Gründung einer Agentur möglich ist, ist das Einzelunternehmen. Hier ist kein festes Stammkapital vorgeschrieben und die Gründungskosten halten sich in Grenzen. Die Vertretung des Unternehmens erfolgt einzig und allein durch Dich als Inhaber. Dadurch haftest Du auch unbeschränkt mit dem Geschäfts- und Privatvermögen.

Um Deine Agentur als GbR, also als eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts zu gründen, benötigst Du ebenfalls kein festes Kapital und keine Mindesteinlage. Der wichtigste Unterschied zum Einzelunternehmen besteht hierbei darin, dass Deine Agentur mindestens zwei Gründer vorweisen muss. Die Vertretung und die Haftung erfolgen durch alle Gesellschafter.

Wenn Du mit Deiner Agentur bereits ein Stammkapital in Höhe von mindestens 25.000 Euro erwirtschaftet hast, kannst Du eine GmbH, also eine Gesellschaft mit Beschränkter Haftung, aus Deiner Agentur machen. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die Haftung im Zweifelsfall ausschließlich mit dem Gesellschaftsvermögen erfolgt. Vertreten wird die GmbH durch Geschäftsführer sowie die Geschäftspolitik.

Als Nachteile einer GmbH Gründung gelten die vergleichsweise hohen finanziellen und formalen Hürden. Die Gründungskosten sind deutlich höher als bei Einzelunternehmen und GbR, schließlich sind für die Anmeldung der GmbH umfangreiche Formalitäten sowie eine notarielle Beurkundung notwendig. Als Alternative zur GmbH kann die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG) angesehen werden, welche auch mit einem geringen Stammkapital gegründet werden kann.

Schritt 7: Finanzcheck beim Agentur gründen

Die Thematik der Finanzen ist bei keiner Gründung zu vernachlässigen, so auch nicht beim Agentur gründen. Eine ausgiebige finanzielle Planung sorgt dafür, dass Dich beim Start in die Selbstständigkeit so wenig böse Überraschungen wie möglich erwarten. Das ideale Planungstool rund um die Finanzen Deiner Agenturgründung ist der Businessplan, auf den wir bereits in einem vorherigen Kapitel dieses Ratgebers eingegangen sind.

Hier kannst Du alle relevanten Kostenpunkte aufnehmen und mithilfe von Berechnungen eine Einnahmen- aber auch eine Kostenprognose erstellen. Spiele deine Kostenplanung einmal exemplarisch für das erste Geschäftsjahr durch, um eine genaue Vorstellung davon zu bekommen, mit welchen Kosten Du im Zuge Deiner Agenturgründung zu rechnen hast.

Wichtig ist es, dass Du die Finanzplanung realistisch angehst und dabei umfassend denkst, um keinen Kostenbereich zu vernachlässigen. Wenn Du eine Agentur gründen möchtest, musst Du zunächst eine Reihe an Fixkosten decken, welche Du einmalig zahlst, um als Agentur überhaupt handlungsfähig zu sein. Hierzu zählen die Beratungskosten und die Amtsgebühren für die Gründung sowie die Anschaffungskosten für die Einrichtung der Büroräumlichkeiten, die technische Ausstattung sowie die benötigte Software.

Auch für eine professionelle Website und Werbung musst du Geld in die Hand nehmen, wenn Du nicht zufällig selbst eine Webdesign Agentur oder Werbeagentur gründen möchtest. Weitere Fixkosten beim Agentur gründen sind:

  • Kosten für die Gründungsberatung
  • Amtsgebühren bei der Anmeldung der Agentur
  • physische Arbeitsmaterialien, Büroeinrichtung und IT
  • Software, die für den Agenturbetrieb notwendig ist
  • Kosten für Website Entwicklung, Webdesign und Content

Neben den Fixkosten, welche einmalig in der frühen Gründungsphase gezahlt werden müssen, erwarten dich als Agenturgründer jedoch auch eine Reihe an laufenden Kosten. Diese beginnen bei der Kundenakquise und dem Eigenmarketing und reichen über laufende Betriebskosten für Räumlichkeiten und Abonnements bis hin zu Steuern und Versicherungsbeiträgen. Nicht zuletzt ist es von elementarer Bedeutung, auch ausreichend finanzielle Rücklagen zu bilden, um auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.

Behalte immer im Hinterkopf, dass das Agentur Gründen auch ein gewisses Risiko mitbringt und Du als Gründer in gewisser Weise den Kräften der freien Marktwirtschaft ausgesetzt bist. Wichtige Kosten, die ebenfalls regelmäßig anfallen, sind:

  • Werbemittel- und Akquisekosten
  • Mietkosten für die Büroräumlichkeiten inklusive Strom und Heizung
  • Abonnements für betrieblich genutzte Software, Domain und E-Mail Adresse sowie IT Dienstleistungen
  • Personalkosten für Angestellte, Freelancer, Crowdworker und Praktikanten
  • Einkommens- und Umsatzsteuer
  • Versicherungen von der Gewerbeversicherung über die Sozialversicherungen bis zur Berufshaftpflicht
  • Beiträge an die Industrie- und Handelskammer (IHK)
  • Finanzielle Rücklagen für schwierigere Zeiten

Merke: Die Kostenplanung ist ein wesentlicher Bestandteil der Agenturgründung und umfasst eine Reihe an Fixkosten sowie laufenden Kosten, die Du durch eine gute Planung und eine angemessene Preisgestaltung ausgleichen musst.

Verschiedene Gründungsphasen
Abbildung: Verschiedene Gründungsphasen

Kapitalbildung mit einem überzeugenden Finanzplan

Eine Agentur zu gründen ist also immer auch mit gewissen Kosten verbunden. Um die Kosten für die Gründung, den Aufbau eines Büros und die Ausstattung mit Arbeitsmaterialien, welche unmittelbar infolge der Agenturgründung auf Dich zukommen, zu decken, ist externes Kapital hilfreich. Dieses erhältst Du beispielsweise von einem kreditgebenden Institut wie einer Bank oder von externen Investoren. 

Um das Vertrauen von möglichen Kreditgebern zu erhalten, ist vor allem ein Dokument wichtig: der Businessplan, insbesondere der darin enthaltene Finanzplan. 

Er beleuchtet die Kosten, das Geschäftsmodell und die Rentabilität Deiner Agentur und bietet dadurch eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der Kapital- und Kreditvergabe. Er zeigt nämlich auch detailliert auf, wofür das Fremdkapital beim Aufbau der Agentur konkret genutzt werden soll.

Potentiellen Geldgebern sind bei der Finanzplanung vor allem zwei Dinge wichtig: Eine realistische Einschätzung der zu erwarteten Ausgaben und Umsätze sowie die detaillierte Erläuterung der Berechnungsgrundlagen für Deine Zahlen. Solche Berechnungsgrundlagen können Vergleichszahlen ähnlicher Unternehmen, Erfahrungswerte aus vorherigen Gründungen oder bereits erteilte Aufträge sein.

Sei bei der Darstellung Deiner Finanzen nicht überoptimistisch und verspreche keine Dinge, die Du nicht einhalten kannst. Oft erwarten Geldgeber auch nicht, dass Du bereits im ersten Geschäftsjahr schwarze Zahlen schreibst. Stattdessen sind eine realistische und faktenbasierte finanzielle Einschätzung sowie eine plausible Argumentationskette gefragt, wenn es um die Kapitalbildung geht.

Auf diese Weise überzeugst Du den potentiellen Kapitalgeber von Deiner Vertrauenswürdigkeit und Deinem Verständnis für die ökonomischen Grundsätze der Existenzgründung. 

Merke: Wenn Du externes Kapital benötigst, um Deine Agentur zu gründen, musst Du potentielle Geldgeber mit einem realistischen, detaillierten und plausiblen Business- und Finanzplan überzeugen.

Schritt 8: Deine Agentur anmelden - wo, wie und warum?

Bevor Deine Agentur auch ganz offiziell als gegründet gilt, musst Du sie bei verschiedenen Behörden und Versicherungen anmelden. Die folgenden Ämter und Organisationen müssen dabei berücksichtigt werden:

  • Gewerbeanmeldung beim Gewerbeamt
  • Industrie- und Handelskammer (IHK)
  • Berufsgenossenschaft für Agenturen, meist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)
  • Eintrag im Handelsregister bei einer Gründung als GmbH oder UG
  • Berufsverbände für Agenturen zur Interessenvertretung

Der erste Weg führt Dich als Agenturgründer zu dem für Deinen Firmensitz zuständigen Gewerbeamt, wo Du Deine Agentur als Gewerbe anmeldest. Die Gewerbeanmeldung ist unabhängig von der gewählten Rechtsform. Falls Du Dich jedoch für eine Gründung als Einzelunternehmen entscheidest, benötigst Du lediglich eine einfache Gewerbeanmeldung.

Die Anmeldung beim Finanzamt musst Du nicht persönlich vornehmen, schließlich wird es nach der Gewerbeanmeldung bereits vom Gewerbeamt über Deine Gründung in Kenntnis gesetzt. Nachdem das Finanzamt Deine Unterlagen gesichtet und sorgfältig geprüft hat, erhältst Du eine Steuernummer. Diese berechtigt Dich, Rechnungen an Deine Kunden auszustellen.

Um Deine Agentur zu gründen, ist auch eine Mitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer (IHK) verpflichtend. Hierzu musst Du jedoch zunächst einmal nichts aktiv tun, da das Finanzamt die IHK informiert. Diese kontaktiert ihrerseits dann Dich, damit Du die Mitgliedschaft abschließen kannst.

Um im Rahmen Deiner Tätigkeit in Deiner Agentur gesetzlich unfallversichert zu sein, musst Du Dich zudem bei einer Berufsgenossenschaft für Agenturen anmelden. Diese Institutionen sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Unternehmen mit Beschäftigten, aber auch für Kleinunternehmer ohne Personal. Bei den meisten Agenturtypen ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) die richtige Adresse.

Wenn Du Deine Agentur in der Rechtsform GmbH oder UG gründen möchtest, ist nicht zuletzt ein Eintrag im Handelsregister erforderlich, ein öffentliches Verzeichnis, das mit einem zuständigen Registergericht verbunden ist. 

Ganz egal, welche Art von Agentur Du gründen möchtest, als Agenturinhaber erweist es sich als überaus sinnvoll, sich einem Verband anzuschließen, welcher Deine Interessen und die Deiner Branche bundesweit vertritt. Sie können sowohl das öffentliche Image der Branche beeinflussen als auch Interessen gegenüber der Politik vertreten. Abhängig davon, in welche Sparte sich Deine Agentur einordnen lässt, gibt es auch zahlreiche spezialisierte Verbände, die etwa die spezifischen Interessen einer Werbeagentur, Eventagentur oder Agentur für Onlinemarketing vertreten.

Während der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und der Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) für Werbe- und Marketingagenturen interessant ist, können Modelagenturen dem Verband lizenzierter Modellagenturen (VELMA) beitreten.

Merke: Als Agenturgründer musst Du Deine Firma in den verschiedensten Behörden und Verbänden anmelden, beispielsweise beim Gewerbeamt, der Industrie- und Handelskammer sowie einer Berufsgenossenschaft.

Gründungskosten einer Agentur
Abbildung: Gründungskosten einer Agentur

Schritt 9: Personal - Mit den richtigen Mitarbeitern eine handlungsfähige Agentur gründen

Neben der Geschäftsidee entscheidet auch das richtige Personal über den Erfolg Deiner Agentur. Aus diesem Grund lohnt es sich, ein starkes Netzwerk aus Kooperationspartnern aufzubauen, die die Möglichkeiten innerhalb Deiner Agentur erweitern. Bei Bedarf kannst Du dieses Netzwerk nutzen, um Aufgabenbereiche auszulagern oder Dir besondere Kompetenzen projektbezogen mit an Bord zu holen.

In der Agenturbranche ist neben der Möglichkeit, Spezialisten für bestimmte Aufgaben fest anzustellen, auch die Arbeit mit Freelancern beliebt. Diese arbeiten meist projektbezogen auf selbstständiger Basis für Deine Agentur und können je nach benötigten Kompetenzen für eine kurze oder lange Projektdauer hinzugezogen werden. Die Zusammenarbeit mit qualifizierten Freelancern ist eine großartige Möglichkeit, um Mitarbeiter möglichst risikofrei und gewinnbringend zu beschäftigen. Im Gegensatz zur Festeinstellung von Mitarbeitern wahrst Du Dir auf diese Weise Deine Flexibilität und minimierst die laufenden Kosten, die Du jeden Monat zu zahlen verpflichtet bist.

Feste Mitarbeiter lohnen sich dann, wenn Du bestimmte Fähigkeiten in nahezu jedem Projekt benötigst und die Anzahl der Aufträge über einen längeren Zeitraum konstant hoch bleibt. Doch sei Dir im Klaren darüber, dass das feste Einstellen von Mitarbeitern in einer Agentur immer auch mit einer gewissen Verantwortung einhergeht.

Der Schlüssel zum Erfolg beim Agentur gründen ist das richtige Recruiting. Erfahrene, aber dennoch dynamische und offene Mitarbeiter findest Du häufig über Dein persönliches Netzwerk. Darüber hinaus stehen Dir branchenspezifische Online Jobbörsen bei der Suche nach passendem Personal zur Verfügung.

Wenn Du über ein kleines Budget verfügst, aber dennoch die Fähigkeiten eines projektbezogenen Freelancers benötigst, kannst Du Dich auf sogenannten Crowdworking Plattformen nach geeigneten Mitarbeitern umsehen.

Hierbei fungiert die Plattform als Vermittler zwischen Dir und Deiner Agentur als Auftraggeber sowie einem Pool aus Freelancern als Auftragnehmer. Von SEO-konformen Texten über Webdesign bis hin zu Imagefilmen und Werbekampagnen sind die unterschiedlichsten Kompetenzen auf den internationalen Crowdworking Plattformen vertreten.

Gerade zu Beginn der Agenturgründung stehen Dir möglicherweise nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung, um Mitarbeiter in Vollzeit oder hochqualifizierte Freelancer mit hohem Stundensatz zu beschäftigen. Eine gute Möglichkeit, kompetentes Personal zu vergleichsweise geringen Kosten anzuwerben, ist die Arbeit mit Praktikanten. Diese können beispielsweise Studenten im Marketing- oder Designbereich sein, welche sich durch gute Leistungen und ein ausgeprägtes Fachwissen als Bereicherung für Deine Agentur herausstellen. Auf diese Weise ergibt sich eine Win-Win-Situation, die beide Parteien entscheidend weiterbringen kann.

In der Agenturbranche ist eine hohe Fluktuation des Personals üblich

Im Schnitt bleiben Mitarbeiter nur wenige Jahre in einer Agentur. Das hat ganz vielfältige Gründe wie beispielsweise die hohe Quote an Freelancern sowie Praktikanten. Das ist bei Deiner Konkurrenz nicht anders. Dennoch ist es auf Lange Sicht empfehlenswert, gutes und erfahrenes Personal langfristig an Deine Agentur zu binden. Faire Gehaltszahlungen, aber auch die Möglichkeit von Karrierechancen sowie das Angebot spannender Weiterbildungen sind Mittel, mit denen Du Deine wichtigsten Mitarbeiter langfristig in der Agentur halten kannst.

Mit wachsender Zeit, in der Du als Agenturgründer und -inhaber tätig bist, solltest Du immer mehr Aufgaben outsourcen, also an Mitarbeiter oder Freelancer mit hoher Spezialisierung abgeben. Auf diese Weise kannst Du Dich mehr und mehr dem Management Deiner Agentur zuwenden und als Supervisor agieren.

Selbstverständlich kannst Du auch als langjährig erfahrener Agenturgründer einmal selbst Hand anlegen und Dich um exekutive Tätigkeiten kümmern, allerdings sollte dies insbesondere ab einer gewissen Größe nicht mehr Dein Hauptfokus sein.

Merke: Je nach Größe und Ausrichtung Deiner Agentur kannst du nicht alle Aufgaben selbst erledigen, sondern benötigst qualifiziertes Personal. Insbesondere in der Agenturbranche bietet es sich an, mit Freelancern, Crowdworkern und Praktikanten zusammen zu arbeiten.

Schritt 10: Werbung für Deine Dienstleistungen - die ideale Vertriebsstrategie

Im besten Fall erhältst Du bereits mit der Agenturgründung Deine ersten Aufträge. Dennoch ist eine gute Vertriebsstrategie, ein Marketingkonzept, von elementarer Bedeutung, wenn Du mit Deiner Agentur erfolgreich sein möchtest. Hierzu solltest Du zunächst einmal darüber nachdenken, welche Zielgruppe Du genau adressieren möchtest, um Deine Werbeaktivitäten anschließend darauf zuschneiden zu können.

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Die Website ist das Aushängeschild Deiner Agentur

Im heutigen digitalen Zeitalter ist eine eigene Website nicht wegzudenken. Sie sollte einen professionellen Eindruck machen und eine Übersicht über die Philosophie sowie die Leistungen Deiner Agentur geben. Auch als Portfolio, also als eine Art digitales Schaufenster mit bisherigen Projekten und erfolgreich ausgeführten Aufträgen sowie Referenzen, ist die Website bestens geeignet. Gerade in der Agenturbranche ist auch ein modernes und kreatives Webdesign Pflicht, insbesondere wenn sich Deine Agentur mit artverwandten Themen beschäftigt. Investiere auch in effektive Methoden des Online Marketings wie die Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder die Suchmaschinenwerbung (SEA)!

Auch Social Media ist ein wichtiges Tool für Agenturen. Auf Instagram, Facebook und Co. kannst Du nicht nur Offizielles, sondern auch Einblicke hinter die Kulissen des Alltags in Deiner Agentur posten. Das macht Dein Unternehmen menschlicher, spannender und attraktiver. In Sachen Social Media Marketing ist es wichtig, die genutzten Kanäle regelmäßig und aktiv mit hochwertigem Content zu bespielen und die Seite auch zu pflegen.

Da dies immer auch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden ist, solltest Du genau überlegen, welche Social Media Kanäle Du nutzen möchtest. Beschränke Dich lieber auf einen oder zwei Kanäle, die von Deiner Zielgruppe hauptsächlich genutzt werden, anstatt viele Kanäle nur halbherzig zu bespielen.

Doch selbstverständlich muss nicht jede Form des Marketings online stattfinden. Zwar ergibt sich im Internet oder auf Social Media Plattformen die größte Reichweite, jedoch kann es je nach Zielgruppe auch sinnvoll sein, in Printmedien wie beispielsweise Fachzeitschriften, vertreten zu sein. Trotz geringerer Reichweite erreichst Du auf diese Weise eine gut eingegrenzte Zielgruppe, die eine hohe Conversion Rate verspricht.

Abgesehen von dem aktiven Marketing, welches zur Kundenakquise beiträgt, sind auch Empfehlungen und Mundpropaganda eine wichtige Quelle für neue Interessenten und Aufträge. Stelle die Kunden Deiner Agentur stets zufrieden, denn wenn sie die Zusammenarbeit mit Dir als positiv und gewinnbringend bewerten, werden sie Dich auch innerhalb ihres Netzwerkes weiterempfehlen. Auf diese Weise kannst Du zahlreiche neue Kunden für Dich gewinnen, welche Dir bereits einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenbringen.

Merke: Egal ob Website, Social Media oder klassisches Marketing - wenn Du Deine Agentur bewerben möchtest, sind eine gute Kenntnis der Zielgruppe, eine gewisse Kreativität sowie regelmäßige Analysen und Auswertungen gefragt.

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Fragen und Antworten:

Wie werden potentielle Kunden auf meine Agentur aufmerksam?

Als Agenturgründer musst auch Du in gewisser Weise die Werbetrommel rühren. Während die eigene Website mit Portfolio, Leistungsübersicht und Kontaktdaten das Herzstück des Erscheinungsbildes Deiner Agentur ist, eignet sich Social Media Marketing als sinnvolle Ergänzung. Sorge außerdem stets für zufriedene Kunden, schließlich machen in der Agenturbranche auch Weiterempfehlungen durch Bestandskunden einen großen Anteil der Neukunden aus.

Wie finde ich den richtigen Preis für meine Dienstleistungen?

Um einen angemessenen Preis mit ausreichender Gewinnmarge zu definieren, spielen zwei Faktoren eine entscheidende Rolle. Zum Einen solltest Du recherchieren, welche Stunden- oder Tagessätze Agenturen mit vergleichbaren Dienstleistungen für ihre Arbeit erheben. Ebenfalls wichtig ist es, die fixen und laufenden Gründungs- sowie Betriebskosten genau zu kalkulieren und einen Preis zu finden, mit dem Du bei der erwarteten Auftragslage Einnahmen erzielst, die Deine Ausgaben im gewünschten Maße übersteigen. Verkaufe Dich und Deine Arbeit außerdem niemals unter Wert, da dies auch ein schlechtes Licht auf die Qualität Deiner Arbeit wirft.

Wieso soll ich einen Businessplan schreiben?

Ein Businessplan lohnt sich aus zweierlei Gründen. Einerseits hilft er Dir bei der Konkretisierung Deines Geschäftsmodells, bei der Definition Deiner Ziele und der Einschätzung möglicher Herausforderungen und Risiken. Zum Anderen ist er ein wichtiges Dokument, um Geschäftspartner und Geldgeber von einer Kooperation mit Deiner Agentur zu überzeugen.

Welchen Bildungsabschluss benötige ich, um eine Agentur zu gründen?

Da die Unternehmensbezeichnung "Agentur" nicht geschützt ist, kannst Du prinzipiell ohne jede zertifizierte Qualifikation in Form eines Abschlusses oder einer Berufsausbildung eine eigene Agentur gründen. Ein gewisses Fachwissen oder Berufserfahrung in einem artverwandten Bereich kann jedoch nicht schaden, um Dein Gründungsvorhaben erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Was ist eine Agentur?

Eine Agentur ist - allgemein gesagt - ein Unternehmen, das für seine Kunden eine beratende, vertretende oder vermittelnde Tätigkeit ausführt. In den meisten Fällen bieten Agenturen keine Produkte, sondern Dienstleistungen an, von denen sich der Kunde einen Vorteil für das eigene Unternehmen verspricht. Die Branchen, in denen eine Agentur aktiv ist, unterscheiden sich je nach Agenturtyp. Neben branchenspezifischen Agenturen wie beispielsweise Model- oder Reiseagenturen gibt es auch branchenübergreifende Agenturen, beispielsweise eine Werbeagentur oder eine Agentur für Onlinemarketing.

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